50 Jahre Verbandsgemeinde Rhein-Nahe


50 Jahre Verbandsgemeinde Rhein-Nahe

Die Verbandsgemeinde Rhein-Nahe hat am 07. November                   „runden Geburtstag“


Vor genau einem halben Jahrhundert, am 7. November 1970, entstand aus dem Zusammenschluss der Amtsverwaltung in Bacharach und Teilen der Amtsverwaltung Bingerbrück die neue Verbandsgemeinde mit dem wenig attraktiven Namen „Bingen-Land“ mit Sitz im Binger Stadtteil Bingerbrück. Am 1. November 1986 wurde sie umgetauft, erhielt ihren heutigen Namen „Verbandsgemeinde Rhein-Nahe“. Sie umfasst die Stadt Bacharach (mit den Stadtteilen Henschhausen, Medenscheid, Neurath und Steeg) und die Ortsgemeinden Breitscheid, Manubach, Münster-Sarmsheim, Niederheimbach, Oberdiebach (mit Rheindiebach und Winzberg), Oberheimbach, Trechtingshausen, Waldalgesheim (mit Genheim) und Weiler. Die Verbandsgemeinde Rhein-Nahe bildet das Eingangstor in eine einzigartige Kulturlandschaft, in das Unesco-Welterbe Oberes Mittelrheintal, eine der schönsten Gegenden Deutschlands. Eine Gegend, die vom Rhein und seinen Seitentälern, von Burgen, Wäldern, Wein und vor allem den aufgeschlossenen Menschen geprägt ist.

Ursprünglich war geplant, das besondere Jubiläum zum 50. Geburtstag zusammen mit einem zweiten Ehrenamtstag am 7. November dieses Jahres zu feiern. Wegen der Covid-19-Pandemie wurde das Vorhaben jedoch unmöglich. Die Feier musste deshalb auf das Jahr 2021 verschoben werden, ist jedoch noch ohne konkreten Termin.

Die 1970 gebildete Gebietskörperschaft wurde dem neuen Landkreis Mainz-Bingen und dem Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz zugeordnet. Klassische Zuständigkeitsbereiche der Ortsgemeinden wie Brandschutz, Schulen, Bau und Unterhaltung von zentralen Sport-, Spiel- und Freizeitanlagen, Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung sowie Ausbau und Unterhaltung der Gewässer 3. Ordnung (Bäche) gingen auf die Verbandsgemeinde über. Die tiefgreifenden Veränderungen in der räumlichen Zuordnung und vor allem die geänderten Zuständigkeiten führten in der damaligen Verbandsgemeinde Bingen Land in den Anfangsjahren zu einigen Turbulenzen, aus denen die Verbandsgemeinde selbst ebenso wie die Ortsgemeinden letztlich gestärkt hervorgingen. Gestärkt in dem Sinne, dass die Existenz der Verbandsgemeinde Rhein-Nahe in ihren heutigen Grenzen und auch ein gedeihliches Miteinander selbstverständlich geworden sind. Die Verbandsgemeinde Rhein-Nahe hat sich als Organisationseinheit der kommunalen Selbstverwaltung bewährt. Und das über die Bereiche der originären Aufgaben, zu denen das Erbringen von Verwaltungsdienstleistungen für die Bürger, das Feuerwehrwesen, die Abwasserbeseitigung und die Schulträgerschaft gehören, weit hinaus. Der Verein „Rhein-Nahe Touristik e.V. Bacharach“ setzt Impulse auf touristischer und kultureller Ebene. Mit Fug und Recht kann man die Verbandsgemeinde Rhein-Nahe als „touristisches Filetstück“ des Landkreises Mainz-Bingen bezeichnen.

Ortsgemeinden und Verbandsgemeinde ziehen an einem Strang. Ziel ist es, sich für die Zukunft zu positionieren und die gemeinsame Identität herauszustellen. Aus dem von den Verbandsgemeindegremien 2013 in Auftrag gegebenen Tourismus-Konzept erwuchs unter Bürgermeister Karl Thorn das Kommunale Entwicklungsmanagement (KEM), das zusammen mit der Regionalentwicklungsfirma entra vor drei Jahren mit einer Zukunftswerkstatt startete und vom ersten Moment an für ein neues Wir-Gefühl und stärkeren Zusammenhalt sorgte. In vier Handlungsbereichen (Lebensqualität für alle Generationen, Wirtschaft und Energie, Ehrenamt und Tourismus) und elf verschiedenen Projektfeldern stellt sich die Verbandsgemeinde Rhein-Nahe neu auf und ist der festen Überzeugung, unter dem Motto „Yes, we KEM“ einen Prozess angestoßen zu haben, der von der Akzeptanz und dem besonderen Engagement der Bürger mitgetragen und der die Stadt Bacharach und die neun Ortsgemeinden auch in der Zukunft lebens- und liebenswert machen wird.

Gerade in der letzten Dekade ist innerhalb der Verbandsgemeinde viel passiert. Unwetter im Frühsommer 2016 etwa führten den Klimawandel vor Augen und vor allem in Oberheimbach und Trechtingshausen zu enormen Schäden. Auch im Wald lassen sich mittlerweile Umweltschäden deutlich ablesen. Somit sind die Themen Klima- und Naturschutz in den besonderen Focus der Verbandsgemeinde gerückt.

Die Aufgaben, vor denen die Verbandsgemeinde aktuell steht, sind groß. Im Bereich der Feuerwehren müssen die Gerätehäuser in  Bacharach, Münster-Sarmsheim und Trechtingshausen saniert, erweitert oder sogar neu gebaut werden. In der Grundschule am Petersackerhof steht das Millionenprojekt Sanierung der Schulturnhalle an, der frühere Hauptschultrakt soll wegen einer PCB-Belastung saniert oder abgerissen werden. Die Kläranlage in Bacharach muss nach fast 40-jähriger Betriebszeit saniert und optimiert werden.

Beim Thema Erneuerbare Energien hat die Verbandsgemeinde eine Vorreiterrolle übernommen. In Waldalgesheim wurde ein Windpark errichtet, der heute zehn Windkraftanlagen zählt. Allein die ersten vier Anlagen, die im Mai 2011 ans Netz gingen, können bis zu 6000 Haushalte mit Strom versorgen, sparen rund 18000 Tonnen Kohlendioxid ein. Zusätzlich wird in Waldalgesheim wie auch in Münster-Sarmsheim über Solarfelder Energie erzeugt. Ein Vorhaben der Mainzer Stadtwerke, auf dem 600 Meter hohen Franzosenkopf zwischen Niederheimbach und Trechtingshausen ein Pumpspeicherwerk zu realisieren, liegt derzeit auf Eis.

Für Tourismus und Kultur steht neben den sieben Burgen die Stadt Bacharach an erster Stelle.
Die vier bewirtschafteten Burgen sollen durch den Beitrag der Verbandsgemeinde Rhein-Nahe zum Profilierungswettbewerb des Landes Rheinland-Pfalz unter dem Thema „Sagenhafte Rheinromantik“ einen zusätzlichen Schub erhalten. Eine neuartige und im touristischen Bereich seither einmalige Gaming-App soll es Touristen ermöglichen, die Burgensagen am Smartphone oder Tablet spielerisch zu erleben.

In der Stadt Bacharach gelang mit der Aufführung Heinrich Heines' Theaterstück „Rabbi von Bacharach“ an Originalschauplätzen im Sommer 2015 zusammen mit dem Frankfurter Theater Willy Praml der Startschuss ins Theaterfestival „An den Ufern der Poesie“, das alle zwei Jahre stattfindet und die Gemeinden links und rechts des Rheins zusammenbringt. Eine weitere Maßnahme über kommunale und Rhein-Grenzen hinweg ist die Initiative BaKaLoNi zwischen den Kommunen Bacharach, Kaub, Lorch und Niederheimbach. Ein weiteres Highlight in allen Gemeinden ist die gelebte närrische fünfte Jahreszeit. Hier hat die Verbandsgemeinde mit ihrem fünffarbbunten Banner sogar ein Alleinstellungsmerkmal.

Sportveranstaltungen haben einen hohen Stellenwert. Größte sportliche Erfolge waren die Teilnahme der Fußballer von Alemannia Waldalgesheim am DFB-Vereinspokal 2014 und die ganz knapp verpasste Deutsche Meisterschaft der Tischtennisdamen der TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 2018. In Weiler veranstaltet der Tennisclub das mittlerweile größte nationale Damen-Tennisturnier „Tennis Cup of wine“ in der Republik.

Mit Neubaugebieten vor allem in Waldalgesheim, in kleinerem Maße auch in den weiteren Gemeinden, ist es gelungen, die Einwohnerzahl auf über 15000 zu stabilisieren. Themen wie Bevölkerungsentwicklung und demografischer Wandel sind bis heute immanent, vor allem im Rheintal.

Die Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rhein-Nahe (ehem. Bingen Land):
Max Römer (1970-1975), Josef Kollay (1976-1986), Egon Fels (1986-1999), Wolfgang Kollay (1999-2007), Franz-Josef Riediger (2007-2015), Karl Thorn (seit 2015)